Glücksspiel-Anbieter wollen Werbung in Belgien teilweise stoppen
Posted on: 01/10/2019, 01:22h.
Last updated on: 01/10/2019, 02:29h.
Die Mitglieder des belgischen Berufsverbands der Glücksspielanbieter (BAGO) wollen einen Teil ihrer Glücksspielwerbung in Belgien stoppen. Wie die Tageszeitung De Tijd berichtet, haben die Unternehmen Unibet, Golden Palace Casino, Napoleon Games, Ardent Group und Betfirst dem belgischen Justizministerium einen freiwilligen Werbestopp in Printmedien, Radio und Fernsehen vorgeschlagen.
Die Initiative soll am 1. Januar 2020 beginnen und k?nnte auch den Verzicht auf Plakatwerbung an Bus- und S-Bahn-Stationen beinhalten.
Sollten die Glücksspielseiten selbstt?tig über ihre gesetzlichen Pflichten hinausgehen, k?nnte dies ein vorauseilender Schritt zur weiteren Restriktion des belgischen Glücksspielmarkts sein. Ein k?nigliches Dekret vom 25. Oktober 2018 schr?nkt die M?glichkeiten für Online-Glücksspielwerbung in Belgien bereits seit diesem Sommer weitreichend ein.
Die neuen Einschr?nkungen für Glücksspielwerbung in Belgien
Ob und unter welchen Umst?nden Glücksspielwerbung in Belgien gestattet ist, bestimmt der belgische ?Gaming Act“. Demnach dürfen Buchmacher, landbasierte Casinos und Online-Casinos nur dann Werbung ver?ffentlichen, wenn die Unternehmen im Besitz gültiger Glücksspiellizenzen sind.
Weitere Einschr?nkungen ergeben sich aus der Erg?nzung des Gesetzes durch k?nigliche Dekrete. So ist es Online-Casinos und Online-Buchmachern seit Juli 2019 nicht l?nger gestattet, Glücksspielwerbung w?hrend Sport-Live-übertragungen zu schalten. Au?erdem ist den Firmen die Werbung vor- und w?hrend Kinderprogrammen verboten.
Mit Ausnahme von Sportprogrammen dürfen Glücksspiel-Werbespots seit diesem Sommer erst nach 20:00 Uhr ausgestrahlt werden.
Reagiert die BAGO unter Druck?
Für Beobachter des belgischen Glücksspielmarkts dürfte die freiwillige Offensive der Branchenführer überraschend kommen. Schlie?lich kritisierte die BAGO?(Link auf Niederl?ndisch)?die neuen Werberichtlinien noch Ende Juli dieses Jahres scharf und sprach sich gegen weitreichendere Verbote von Glücksspielwerbung aus, die unter anderem die belgischen Grünen gefordert hatten.
Laut Emmanuel Mewissen, dem Vorsitzende der BAGO, trieben Werberestriktionen die Spieler lediglich in die Arme illegaler Glücksspielanbieter. Er forderte deshalb neue Strategien, um einen Ausgleich zwischen Unternehmen, Kunden und besorgter Gemeinschaft zu schaffen. In einer Pressemitteilung sagte der Branchenfunktion?r:
?Wir verstehen die berechtigte Sorge der Gesellschaft um die potenziellen Risiken eines problematischen Spielverhaltens. Wir unterstützen natürlich eine weitere St?rkung des Verbraucherschutzes und des Schutzes schutzbedürftiger Gruppen, aber nur, wenn wir einen wohlüberlegten Ansatz verfolgen.“
Dass dieser Ansatz nun in der Streichung der Print-, Fernseh- und Radiowerbung bestehen soll, erscheint wie eine Druckreaktion, k?nnte jedoch kluges Kalkül sein. Schlie?lich sieht der Vorschlag der BAOG-Mitglieder, die in Belgien 65 % der Einkünfte aller Online-Glücksspielbetreiber generieren, kein Verbot von Glücksspielwerbung auf Social-Media-Kan?len oder Websites vor.
Gerade diese Werbeplattformen werden auf einem umk?mpften Markt aber immer wichtiger. Obgleich der letzte Jahresbericht der belgischen Glücksspielaufsicht keine genaue Auskunft über die H?he der Online-Marketing-Ausgaben der BAGO-Unternehmen gibt, zeigt ein Blick auf andere europ?ische M?rkte, wie wichtig eine Pr?senz im virtuellen Raum ist. So geben britische Glücksspielfirmen bereits bis zu 80 % ihrer Werbeetats für Online-Marketing aus.
Ein Fingerzeig in Richtung belgische National Lotterie
Mit seinem Verzichtsangebot k?nnte die BAGO die n?chste Runde in der Auseinandersetzung mit der belgischen National Lotterie einl?uten.
Die Vereinigung will ihren Vorschlag zur Eigenbegrenzung n?mlich auch auf den staatlichen Glücksspielanbieter ausweiten. Die National Lotterie wird bislang von den Werbeeinschr?nkungen ausgenommen.
Ihre Verantwortlichen lie?en es sich in der Vergangenheit allerdings nicht nehmen, private Glücksspielbetreiber wegen ihrer Werbung zu kritisieren.
Sollte die BAGO tats?chlich mit der Regierung übereinkommen, dass ein ausgedehntes Werbeverbot auch die National Lotterie umfassen muss, k?nnte die anhaltende Kritik ein ungeahntes Nachspiel haben.
Ein letztes Ass für Online-Casinos und Buchmacher
Trotz der harten Werberichtlinien und einer wom?glich bevorstehenden Selbstregulierung, haben die Online-Casinos und Buchmacher noch ein letztes Ass im ?rmel.
Sie dürfen weiterhin belgische Erstliga-Fu?ballmannschaften sponsoren und die Eigennamen der Firmen auf den Team-Trikots abbilden lassen. Auf diese Weise werden die Unternehmen wohl bis auf Weiteres nicht ganz aus Fernsehen, Printmedien und Internet verschwinden.
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