Britischer Glücksspiel-Konzern GVC Holdings schlie?t 900 Wettbüros

Posted on: 08/07/2019, 03:20h. 

Last updated on: 08/07/2019, 04:30h.

Der britische Glücksspiel-Konzern GVC Holdings gab die m?gliche Schlie?ung von 900 Wettbüros bekannt. Davon seien insgesamt 5.000 Arbeitsstellen betroffen. Der von GVC angegebene Grund sind die Marktver?nderungen in Gro?britannien durch die neuen Einsatzlimits an den FOBT-Terminals. Zugleich k?nnten neue Enthüllungen um die Absto?ung des Türkei-Gesch?ftes die Expansion des Unternehmens in den US-amerikanischen Markt in Gefahr bringen.

Ladbrokes Wettbüro Ladbrokes, North End Road, London
GVC Holdings, unter anderem Betreiber von Ladbrokes, kündigte die Schlie?ung von 900 Wettbüros in Gro?britannien an. (Bild: Wikipedia)

 

Schwierige Zeiten für britische Glücksspielunternehmen

 

Nachdem William Hill in der vergangenen Woche ankündigte, 700 Wettbüros zu schlie?en, gab nun auch GVC Holdings die m?gliche Schlie?ung von 900 Annahmestellen bekannt. Das Unternehmen erkl?rte:

?Wir gehen davon aus, dass innerhalb der n?chsten zwei Jahre bis zu 900 Wettbüros die Schlie?ung, droht. Dies betrifft bis zu 5.000 Stellen und ist Resultat der Reduzierung der Einsatzlimits an den FOBTs auf 2 Pfund Sterling, die am 1. April in Kraft trat.“

Gegenw?rtig betreibt der Konzern 1.849 Wettbüros unter der Marke Ladbrokes und 1.540 L?den unter der Marke Coral in Gro?britannien. Mehr Details dazu, welche Gesch?fte von der Schlie?ung betroffen sein werden, wolle man im August bekanntgeben. Kritiker gehen davon aus, dass nicht bei den FOBT-Einsatzlimits die Ursache für die Umsatzeinbrüche zu suchen sei, sondern die lukrativen Online-Gesch?fte für Umstrukturierungen verantwortlich seien.

Zuvor hatte GVC erkl?rt, dass die Auswirkungen, die die Reduzierung der Einsatzlimits auf die Einnahmen habe, nicht so schwerwiegend seien wie anfangs vermutet. Für das Jahr 2021 rechne man mit Umsatzeinbu?en von rund 105 Millionen Pfund Sterling statt mit den ursprünglich angenommenen 120 Millionen Pfund Sterling.

 

GVC-Boss gab türkische Gesch?fte an Gestüts-Partner ab

 

W?hrend Marktver?nderungen am britischen Glücksspielmarkt für Einbu?en sorgen, sieht sich GVC-Gesch?ftsführer Kenny Alexander mit aktuellen Enthüllungen konfrontiert, die die Absto?ung des Türkei-Gesch?ftes betreffen.

Ayrshire, Schottland
Der Gesch?ftsführer von GVC Holdings, Kenny Alexander, soll zusammen mit Ron Watts ein Gestüt in Schottland betreiben. (Bild: Pixabay)

Als GVC Holdings im Jahr 2017 die übernahme des britischen Buchmachers Ladbrokes Coral vorbereitete, h?tte sich das türkische Gesch?ft des Glücksspielkonzerns als Hindernis herausstellen k?nnen, denn das Glücksspiel ist in der Türkei mit Ausnahme der staatlichen Anbieter verboten. Dementsprechend war anzunehmen, dass die Regulierungsbeh?rden einer Fusion mit Ladbrokes Coral nicht zustimmen würden, solange GVC Holdings mit seiner Tochterfirma Headlong Ltd. am türkischen Schwarzmarkt aktiv sei.

In Vorbereitung der übernahme von Ladbrokes Coral gab GVC Holdings daher sein Türkei-Gesch?ft an die Ropso Malta Limited ab. Ursprünglich wurde hierfür eine Zahlung von rund 150 Millionen Euro vereinbart, die in Raten über fünf Jahre abgezahlt werden sollten. Wenig sp?ter jedoch gab das Unternehmen bekannt, auf die Zahlungen zu verzichten, um die Fusion mit Ladbrokes zeitnah abschlie?en zu k?nnen.

Schon damals gab es Gerüchte, dass die übergabe an Freunde erfolgt sei, in einem aktuellen Bericht offenbarte die britische Zeitung Sunday Times [Seite auf Englisch] nun, dass das Türkei-Gesch?ft Ron Watts übergeben worden sei. Dabei handele es sich um einen langj?hrigen Freund Alexanders, mit dem zusammen er ein Gestüt im schottischen Ayrshire betreibe.

Watts sei einer der drei Eigentümer der ehemaligen Ropso Limited, die nun unter dem Namen Dochandoris Limited firmiert. Bei den anderen beiden soll es sich um Soeren Christensen und Predag Popovic handeln. Watts und Alexander scheinen sich bereits seit fast 20 Jahren zu kennen. Sie sollten ungef?hr zur gleichen Zeit angefangen haben, in dem Glücksspielunternehmen Sportingbet zu arbeiten.

Ernstzunehmende Kritik an mangelnder Transparenz

 

Die Enthüllung werfe die Frage auf, warum die Verbindung zwischen den beiden nicht offengelegt wurde und Kritiker werfen GVC Holdings vor, nicht mit der n?tigen Transparenz zu agieren. So sagte die britische Politikerin Carolyn Harris:

?Ihnen [den Glücksspielanbietern, Anm. d. Verf.] kann nicht vertraut werden. Wenn sie bei ihren Gesch?ftsabschlüssen keine Transparenz zeigen, glaube ich nicht, dass sie sich so sehr für ihre Aufr?umaktionen einsetzen, wie sie uns glauben machen wollen.“

 

Das Unternehmen selbst gehe Quellen der Sunday Times zufolge von keinem Fehlverhalten von Seiten des Konzerns oder seines Gesch?ftsführers aus. Alle Verbindungen, die es zwischen den M?nnern g?be, seien offengelegt worden und Ron Watts sei damals nicht an den Verhandlungen beteiligt gewesen sein.

Die Enthüllungen sind für GVC Holdings besonders brisant, da sich das Unternehmen in Nevada im Mai zwar eine lokale Glücksspiellizenz sichern konnte, diese von der Nevada Gaming Commission (NGC) aber zun?chst auf zwei Jahre begrenzt wurde. Grund hierfür waren die umstrittenen Gesch?fte des Glücksspielunternehmens in der Türkei. Die aktuellen Informationen k?nnten es dem Unternehmen erschweren, weitere Lizenzen in den USA zu erhalten und sich negativ auf künftige Konzessionsverl?ngerungen auswirken.

Zur Beziehung zwischen Alexander und Watts meinte GVC Holdings, den ?Unsinn“ nicht weiter anheizen zu wollen. Sp?testens, wenn sich das Unternehmen um weitere Glücksspiellizenzen für den amerikanischen Markt bewerben oder eine Verl?ngerung beantragen sollte, dürfte es jedoch unweigerlich in Erkl?rungszwang geraten.